Telefonseelsorge Düsseldorf

Telefonseelsorge Düsseldorf

Ende der 1950er Jahre erreicht Deutschland aus England kommend die Telefonseelsorge als niedrigschwelliges Gesprächsangebot in Lebenskrisen

„Bevor Sie sich umbringen, rufen Sie an.“ So unverblümt luden die Gründer:innen aus Medizin und Kirche Menschen mit Suizidgedanken zum Telefonat ein. Aus diesem Angebot ist 60 Jahre später ein weltweites Netz von Seelsorge-Telefonen geworden. In Düsseldorf nehmen gegenwärtig rund 110 Seelsorger:innen mehr als 20.000 Anrufe im Jahr entgegen.

Was passiert im Schutzraum der Telefonseelsorge? 

„Da hört mir jemand interessiert zu, ohne vorschnell zu bewerten und zu deuten. Da redet mir jemand mein Problemerleben nicht klein. Da hält mich jemand aus: mit meiner Angst, meinen Verrücktheiten, mit meiner Wut und Aggression“, beschreibt Seelsorger Ulf Steidel das Gefühl, das er und seine Kolleg:innen den Menschen am Telefon vermitteln wollen. All das gelinge im Schutz der Anonymität besser als mit Menschen im näheren Umfeld.

Anrufende treffen auf lebenserfahrene Menschen, die bereit sind, sich mit ihren Lebenserfahrungen zurückzunehmen, bevor sie vorschnell anderen helfen wollen. Sie sprechen auch mit Menschen, die selbst gestärkt durch eine eigene Krise gegangen sind. Es sind Menschen aus vielen verschiedenen Berufen, die sich für ihr Ehrenamt einer intensiven Ausbildung gestellt haben.

Den Menschen durch Zuhören Helfen 

Eine von Ihnen ist Bärbel Wiegand, die über einen Zeitungsartikel auf die Telefonseelsorge aufmerksam wurde. Nach entsprechender Ausbildung ist sie inzwischen seit 15 Jahren dabei. „Eine Grundvoraussetzung ist ein Interesse an Menschen. Auch eine gewisse Neugier, über den eigenen Tellerrand zu schauen, gehört dazu“, sagt Wiegang über ihr Ehrenamt. 

Zweimal im Monat hat sie Dienst: Entweder in der achtstündigen Nachtschicht von 23 Uhr abends bis um 7 Uhr am Morgen oder in einer der vier Tagschichten über vier Stunden. Wiegand weiß worauf es in einem Telefonat ankommt: „Wie zeige ich Interesse beim Zuhören, wann stelle ich Rückfragen und wann lasse ich den Anrufer ausreden – darum geht es. Wir stehen den Menschen bei, halten etwas gemeinsam aus, ohne dass das Problem unbedingt gelöst werden kann und muss.“ 

Vor allem komme es darauf an, selbst zurückzunehmen, zuzuhören, ohne Ratschläge zu erteilen und „herauszubekommen, was hier gerade mein Auftrag ist und die Situation erst einmal ein wenig zu klären“, sagt Bärbel Wiegand. Auch nach 15 Jahren laufen die Telefonate nicht nach demselben Schema ab. „Die Themen haben sich verändert und jeder Anrufer ist anders. Wir wollen für den Menschen da sein, der sich bei uns meldet.“