Wenn man nicht ganz so gut hören kann

Wenn man nicht ganz so gut hören kann

Drei Fragen an den evangelischen Schwerhörigenseelsorger Josef Groß

Das Induktionsschleifen-Zeichen zeigt, hier gibt es eine Technik für jemanden mit einem Hörgerät, die hilft zu hören. Aber was ist, wenn Schwerhörigen etwas auf der Seele liegt? Wer hört ihnen zu?

Josef Groß: Es gibt die Schwerhörigenseelsorge mit mir als Seelsorger. Auch den Deutschen Schwerhörigen Bund gibt es. Mit ihm arbeitet die Schwerhörigenseelsorge gut zusammen. Die katholische Caritas in Düsseldorf hat eine Beratung für Schwerhörige. Dort wird nicht selbst beraten, aber weitergeleitet. Auch an mich als Schwerhörigenseelsorger.

Unterscheiden sich die Fragen von Schwerhörigen von denen, die besser hören?

Groß: Die Schwerhörigkeit verzerrt natürlich alle Probleme. Manchmal kommen Guthörende und sagen: „Ich habe da ein Problem mit meinem Partner: Mein Mann versteht mich nicht.“ Das klingt so wie in dem bekannten Witz. Aber man muss ernst nehmen, dass das ja meist inhaltlich gemeint ist. Seelsorge vollzieht sich auch hier im geschützten Gespräch, wie woanders auch. Wir reden miteinander. Aber, wenn Schwerhörige beteiligt sind, muss man sehen, ob man Zusatztechnik benötigt, damit das Gespräch gelingt oder ob eine störungsfreie Gesprächssituation ausreicht.

Was ist bei Gesprächen mit Schwerhörigen zu beachten?

Groß: Man sollte das machen, was höflich ist. Das Gegenüber angucken, ruhig und deutlich sprechen. Sich auf die Person, mit der man spricht, konzentrieren. Das sind eigentlich Selbstverständlichkeiten. Das was noch dazu kommt: entschleunigen! Langsamer werden! Innerlich ruhiger werden! Das ist wichtig, weil das Verstehen eine sehr hohe unterbewusste Kraftanstrengung ist. Und es braucht einfach manchmal mehr Zeit.
Zum Beispiel, wenn sich ein Schwerhöriger im Gespräch fragen muss: „Hat mein Gesprächspartner über Geiz oder über Geist gesprochen?“ Dann braucht ein Schwerhöriger mehr Zeit, um nachzudenken, um zu verstehen: „Ach ja, es geht um den Heiligen Geist.“ Der, der nicht gut hört, braucht einfach den Bruchteil einer Sekunde mehr. Und diesen Bruchteil sollte man ihm in dem Gespräch gönnen, damit er einfach ruhiger wird und das Gespräch gelingt.

Tipps zum Gespräch mit Schwerhörigen 

  • Ich nähere mich dem schwerhörigen Menschen von vorne. 
  • Ich spreche ruhig, deutlich, aber nicht überdeutlich – nicht leise aber auch nicht zu laut. 
  • Ich lasse dem Gesprächspartner Zeit zu verstehen. 
  • Ich korrigiere Missverständnisse nicht immer. 
  • Wichtige Informationen gebe ich schriftlich.